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2010-07-08: Einfach nur süß: Die kleine graue Nashorn-Lady

Neuester Nachwuchs bei den Spitzmaulnashörner im Krefelder Zoo.

Kinder beugen sich über das Geländer am Nashorngehege des Krefelder Zoos und treten ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Fotografen richten den Fokus ihrer Objektive auf den Eingang. Zahlreiche Kameras sind bereit, aber es rührt sich nichts. Alle warten auf das kleine Nashorn. Erst nachdem Dr. Martin Straube, Tierarzt des Krefelder Zoos, Lockversuche mit Äpfeln beginnt, schreitet die 19- Jährige Nashornmutter „Nane" ganz zaghaft aus den Toren des Außengeländes des Krefelder Zoos. Den unzähligen interessierten Zuschauern stockt es den Atem, schließlich ist jeder gespannt auf den Neuling, von dem zunächst noch nichts zu sehen ist. Doch dann erscheint, bei strahlendem Sonnenschein, im Schlepptau der Nashornmutter, das noch winzige Spitzmaulnashorn.

„Ist das süß" - diesen Satz hört man von jeder Seite, während der bereits dritte Nashornnachwuchs des Krefelder Zoos innerhalb der vergangenen vier Jahre, zum ersten Mal bestaunt werden kann. Noch etwas wackelig auf den Beinen versteckt sich das dreißig Kilogramm schwere Jungtier zunächst hinter seiner Mutter. Schnell entdeckt es jedoch das Interesse an dem ganzen Rummel um ihn und erkundet leicht ungeschickt die Umgebung. Das Nashornbaby sorgt für große Aufmerksamkeit, indem es immer wieder „geübt" in die zahlreichen Kameras blickt. Scheu hält das Kleine aber engen Kontakt zu seiner Mutter und tapst flink hinter ihr her, sobald sie sich nicht mehr in unmittelbarer Nähe befindet. Wenn das Neugeborene nicht von seiner Mutter verdeckt wird, hört man sofort das Klicken zahlreicher Kameras. Das „kleine Hörnchen" scheint genau zu wissen, wie es sich in Szene zu setzen hat, und liefert so jede Menge Stoff für entzückende Fotos. Am Sonntagabend um 17.49 Uhr wurde das Nashornbaby geboren. „Es war eine äußerst unkomplizierte und ruhige Geburt", so Dr. Wolfgang Dreßen, Direktor des Zoos in Krefeld. Beim Einsetzen der ersten Wehen habe sich Nane hingelegt, als sie wieder aufstand, sei der Nachwuchs innerhalb von drei Minuten ohne Hilfe der Pfleger zur Welt gekommen. Kurze Zeit nach der Geburt habe das Jungtier schon auf eigenen Beinen gestanden und die Zitzen der Mutter gesucht. Zur großen Freude der Zoomitarbeiter handelt es sich bei dem Jungtier um ein Mädchen. Das Geschlecht spiele für das Zuchtprogramm zwar keine Rolle. Dennoch sei ein Mädchen nach zwei männlichen Jungtieren, als Nachwuchs für den Zoo Krefeld, sehr schön.

Namensvorschläge für den neuen Zuwachs seien bereits in der engeren Auswahl. Der konkrete Namen werde allerdings erst in drei bis vier Wochen bekannt gegeben. Zu verraten sei jetzt aber schon, dass es sich definitiv um einen Namen in Kisuaheli handeln werde. Der Namensvorschlag werde von den Tierpflegern kommen.

„Der dritte Nashornnachwuchs in nur vier Jahren ist etwas ganz Besonderes in der gesamten Zoowelt", so Dreßen. Dieser extrem kurze Geburtenabstand sei vor allen Dingen der 19-Jährigen Mutter Nane zu verdanken. Der Vater „Usoni" zeige kein allzu großes Interesse an seinem Nachwuchs. Dies sei jedoch vollkommen normal, denn die Nashornmänner halten sich grundsätzlich aus der Erziehung des Nachwuchses heraus. Das Nashornmädchen wächst zusammen mit ihrer Mutter Nane abgetrennt vom Vater auf, da Nashörner Einzelgänger seien und nur zur Paarungszeit aufeinander treffen. Jungtiere werden in der Regel nach circa zwei Jahren von der Mutter getrennt. Die Zoobesucher werden in den kommenden Monaten also noch viel Gelegenheit haben, dem kleinen Nashornbaby beim Aufwachsen zuzusehen. Durch die erste Nashorn-Geburt in Nordrhein-Westfalen 2006 stiegen die Besucherzahlen des Zoos in Krefeld um 35.000 bis 40.000 pro Jahr. Auch diesmal sei mit einem Anstieg der Besucherzahlen zu rechnen.

Die Spitzmaulnashörner gehören zu einer sehr seltenen Nashornart. In den 1960-er Jahren betrug der Bestand noch etwa 70.000 an den in freier Wildbahn lebenden Tieren. Inzwischen ist die Zahl auf 3 700 Tiere gesunken. In Deutschland ziehen nur drei Zoos diese seltenen Dickhäuter nach. Neben Krefeld sind dabei derzeit die Zoos von Magdeburg und Berlin erfolgreich.

Fotos: Hallmann & Stadt Krefeld