Attraktive Zoogestaltung – gibt es ein Patentrezept?
Dr. Wolfgang Salzert, NaturZoo Rheine
Zoos als kulturelle Einrichtungen müssen aber auch sehr attraktive Freizeiteinrichtungen sein, die auch in der Konkurrenz mit anderen Freizeiteinrichtungen bestehen können. Dies aus drei Gründen: Der erste Grund ist der pädagogische Auftrag im Sinne der Werbung für den Naturschutz. Der Zoo kann nur die Menschen beeinflussen, die ihn auch besuchen, er muss also im Interesse seiner pädagogischen Effizienz möglichst viele Menschen anziehen, die er dann mit seiner Botschaft erreichen kann.Zum Zweiten kostet es Geld, Aufgaben im Natur– und Artenschutz wahrzunehmen. Je mehr Besucher und damit je mehr Einnahmen ein Zoo hat, umso mehr Aktivitäten kann er finanzieren. Ein Zoo, der effizient sein will, muss also zunächst einmal attraktiv sein. Drittens ist jeder Zoo in irgendeiner Weise von der direkten oder indirekten Unterstützung der Bevölkerung bzw. von deren Vertretern abhängig, zumindest von deren wohlwollender Duldung. Er muss daher so attraktiv und das bedeutet von solcher Qualität und Respektabilität sein, dass sich keine vernünftigen Gründe finden lassen, ihn abzulehnen oder gar zu bekämpfen, dafür aber viele Gründe, ihn zu unterstützen und stolz auf ihn zu sein.
Gute Zooarchitektur bedarf der Kenntnis einiger Regeln und Gesetzmäßigkeiten, aber auch der Kreativität, der Phantasie und der ästhetischen wie auch der biologischen Sensibilität.
Um dieses komplexe Gebiet etwas übersichtlicher zu gliedern, habe ich mich – in bewusster Vereinfachung – bemüht, zehn Punkte zu definieren, die man bei der Gestaltung eines attraktiven Zoogeheges berücksichtigen sollte. Unter Gehege verstehe ich dabei alle Haltungssysteme im Freien und in Häusern.
Zuvor aber noch ein paar allgemeine überlegungen zur Attraktivität eines Zoos insgesamt. Der Zoo als Freizeiteinrichtung muss ein paar Grundbedürfnisse seiner Kunden kennen und befriedigen, wenn er der Bereitschaft der Menschen optimieren will, sich auf die Begegnung mit dem Tier einzulassen. Zunächst einmal sollen die Gäste den Zoo gut gelaunt erreichen. Dazu trägt man wesentlich bei durch eine deutliche Ausschilderung, gute Zufahrtsstraßen, ausreichende Parkplatzkapazität und von dort mit einem hübschen Fußweg zum eigentlichen Zooeingang. Wichtig ist der erste Eindruck, ein ansprechender repräsentativer Eingangsbereich, dann saubere, großzügige Toiletten, gepflegte Wege, ausreichend Sitzgelegenheiten, eine besucherfreundliche Restauration. Die gesamte Atmosphäre des Zoos muss ästhetisch befriedigen, wozu die gärtnerische Gestaltung einen ungemein wichtigen Beitrag leistet: Das Zoogelände sollte als schöner Park sogar ohne die Tiere zum Spaziergang einladen.
Man hört es als Tiergärtner, dem die einzelnen Tierhaltungen am Herzen liegen, nicht so gern, aber es spricht einiges dafür, dass die atmosphärische Qualität eines Zoos für das Urteil der Besucher über diesen Zoo noch wichtiger ist als die Qualität der einzelnen Gehege.
Eines scheint aber festzustehen: Die Besuchergunst wird kaum durch die schiere Anzahl der gemeinhin als populär geltenden Tierarten beeinflusst. Entscheidend für das Urteil des Besuchers ist es, ob es gelingt, anregende, aufregende, schöne Tiererlebnisse zu bieten. Die “Kunst der Verpackung”, der Gehegegestaltung spielt also eine sehr wichtige Rolle. Wobei es selbstverständlich Tiere mit unterschiedlichem Schauwert gibt, d.h. manche Arten lassen sich leichter als andere schauwirksam präsentieren. So werden beispielsweise große Tiere als attraktiver empfunden als kleine. Aber da die Größe in Relation zur Umgebung gesehen wird, spielt das Gehege–Design auch hier wieder eine Rolle.
Wolfgang Salzert: Was macht Tiergärten attraktiv?
Kürzlich ist ein von unserem Ehrenmitglied Dr. Wolfgang Salzert verfasstes Buch mit dem Titel "Was macht Tiergärten attraktiv?" erschienen.Das 112 Seiten zählende und reich bebilderte Werk umfasst drei Kapitel. Darin werden Grundfragen der Attraktivität Zoologischer Gärten behandelt, zwölf Grundregeln für attraktive Gehegegestaltung erläutert und Gestaltungsbeispiele für die Präsentation von neun ausgewählten Tiergruppen gegeben.
Die Schrift verdient, häufig zur Hand genommen zu werden. Sie erleichtert die Planung attraktiver Gehegeneubauten ebenso wie die Beurteilung bereits bestehender Tiergehege. Kommentare von den Leseren sind ausdrücklich erwünscht. Eine am Ende des Buches angegebene E-Mail-Adresse ermöglicht die Kontaktaufnahme. Außerdem äußerte Dr. Salzert den Wunsch, dass eine interessierte Arbeitsgruppe seine Ansätze weiterentwickeln und die exemplarischen Beiträge über Gehege für bestimmte Tiergruppen fortführen möge.
Das Buch ist im Schüling Verlag, Münster, erschienen und kann dort zum Preis von 18,50 Euro bezogen werden.
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