Ein neuer Pate?
Wilbär zum Ersten, zum Zweiten und zum...
Erik Raidt, aus der StZ vom 29. März 2008, veröffentlicht am 28.03.2008
Stuttgart - Wer Königsnattern, Faultiere oder Krustenechsen liebt, der kann bei der Wilhelma eine Patenschaft beantragen. Doch dank Wilbär stößt der Zoo jetzt in ganz neue Vermarktungsdimensionen vor. Der Eisbär wird zum Goldesel.
Die Bürgerinitiative Frischluft für Cannstatt hat sich alles hübsch ausgedacht. Sie kämpft für kühle Luft im Talkessel, gegen eine künftige Bebauung in der Rommelshauser Straße und damit im Klitzekleinen auch ein bisschen gegen den weltweiten Klimawandel. Was liegt da näher, dachten sich die Aktivisten, als bei der benachbarten Wilhelma nachzufragen, ob man nicht eine Patenschaft für das Eisbärbaby Wilbär übernehmen könne? „Sowohl wir, als auch Wilbär stehen schließlich auf Kaltluft“, sagt Gretel Quiring, die Sprecherin der Bürgerinitiative.
Also setzten die Cannstatter ein Schreiben an den Zoo auf, der jedoch bald zu verstehen gab: „Nach derzeitigem Stand können wir mit einem Betrag in Höhe von 15.000 Euro für diese Patenschaft rechnen.“ Die Ehrenamtlichen reagierten betreten auf die Antwort des Zoos, der aus ihrer Sicht nach dem Motto handelt: Kaltluft ist schön, Kohle ist besser. Tatsächlich verhandelt die Wilhelma derzeit mit vier Firmen, die sich für eine Exklusivpatenschaft interessieren. „Vermutlich wird das höchste Gebot den Zuschlag bekommen“, sagt Fitz Korherr, der Verwaltungschef des Zoos. „Wir sind kein vermögender Konzern“, entgegnet Gretel Quiring von der Frischluft-Initiative. „Wir hätten uns gewünscht, dass die Wilhelma die Patenschaft eher unter ideellen, als unter finanziellen Gesichtspunkten aussucht.“
Immerhin weist die Klimastatistik für das vergangene Jahr die Neckarvororte in Stuttgart als jene Gegend mit der höchsten Durchschnittstemperatur in ganz Deutschland aus. Die Bürgerinitiative setzt sich dafür ein, dass eine Kaltluftschneise erhalten bleibt, durch die kühle Luft vom Kappelberg herab nach Bad Cannstatt strömt. Frau Quiring findet, dass davon auch Wilbär profitieren würde, wenn er durch das Außengehege tobt: Als ausgewachsener Bär würde er „nicht zu stark ins Schwitzen kommen“. Die Sache mit dem Eisbär als Maskottchen hat einen ernsten Hintergrund – in der Arktis gilt die Art durch die Folgen der Erderwärmung als bedroht.
Und gerade die Wilhelma betont immer wieder, dass ihre Tiere auch Botschafter der bedrohten Rassen seien – so wie jüngst bei der Präsentation ihres Eisbärbabys. Dem stehen jedoch die finanziellen Interessen gegenüber: Seit Jahren bietet der Zoo Patenschaften für seine Pflanzen und Tiere an (siehe Preisliste). So gibt es die mongolische Rennmaus bereits zum Schnäppchenpreis von 50Euro pro Jahr – Urkunde und Führung inklusive. Wer einen Menschenaffen unterstützen will, zahlt stolze 4000 Euro.
Elefanten und Panzernashörner kosten ihre Fans als teuerste Tiere 5000 Euro. Im Jahr 2007 erlöste die Wilhelma mit den Tierpatenschaften rund 100.000 Euro – ein vergleichsweise bescheidener Betrag, der für den Zoo aber gerade deshalb so attraktiv ist, weil sich die jährlichen Zuschüsse des Landes dadurch nicht verringern. So finanzierte die Wilhelma mit diesen Sondereinnahmen bereits Umbauten an den Anlagen der Flamingos und der Zebramangusten. Ein Teil der Summe stammt von der Firma Nestle-Schöller, die für die Patenschaft an Wilbärs Papa Anton 3000 Euro pro Jahr bezahlt.
Für das umschwärmte Jungtier gelten andere Gesetze: „Bei so einem Ereignis wie bei Wilbär kann man nicht den Grundbetrag annehmen“, sagt Korherr, der auch an eine weitere Vermarktung des Medienstars denkt. Die Frischluftfreunde finden es unterdessen zynisch, dass ihnen die Wilhelma, „großzügig das Mitsteigern und Überbieten von 15.000 Euro anbietet“.
Wilbär zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten! Die Bürgerinitiative wollte es mit einer schlichten persönlichen Geste versuchen und Wilbär einen großen Eisblock mit Futter vorbeibringen.
Die Bürgerinitiative Frischluft für Cannstatt hat sich alles hübsch ausgedacht. Sie kämpft für kühle Luft im Talkessel, gegen eine künftige Bebauung in der Rommelshauser Straße und damit im Klitzekleinen auch ein bisschen gegen den weltweiten Klimawandel. Was liegt da näher, dachten sich die Aktivisten, als bei der benachbarten Wilhelma nachzufragen, ob man nicht eine Patenschaft für das Eisbärbaby Wilbär übernehmen könne? „Sowohl wir, als auch Wilbär stehen schließlich auf Kaltluft“, sagt Gretel Quiring, die Sprecherin der Bürgerinitiative.
Also setzten die Cannstatter ein Schreiben an den Zoo auf, der jedoch bald zu verstehen gab: „Nach derzeitigem Stand können wir mit einem Betrag in Höhe von 15.000 Euro für diese Patenschaft rechnen.“ Die Ehrenamtlichen reagierten betreten auf die Antwort des Zoos, der aus ihrer Sicht nach dem Motto handelt: Kaltluft ist schön, Kohle ist besser. Tatsächlich verhandelt die Wilhelma derzeit mit vier Firmen, die sich für eine Exklusivpatenschaft interessieren. „Vermutlich wird das höchste Gebot den Zuschlag bekommen“, sagt Fitz Korherr, der Verwaltungschef des Zoos. „Wir sind kein vermögender Konzern“, entgegnet Gretel Quiring von der Frischluft-Initiative. „Wir hätten uns gewünscht, dass die Wilhelma die Patenschaft eher unter ideellen, als unter finanziellen Gesichtspunkten aussucht.“
Immerhin weist die Klimastatistik für das vergangene Jahr die Neckarvororte in Stuttgart als jene Gegend mit der höchsten Durchschnittstemperatur in ganz Deutschland aus. Die Bürgerinitiative setzt sich dafür ein, dass eine Kaltluftschneise erhalten bleibt, durch die kühle Luft vom Kappelberg herab nach Bad Cannstatt strömt. Frau Quiring findet, dass davon auch Wilbär profitieren würde, wenn er durch das Außengehege tobt: Als ausgewachsener Bär würde er „nicht zu stark ins Schwitzen kommen“. Die Sache mit dem Eisbär als Maskottchen hat einen ernsten Hintergrund – in der Arktis gilt die Art durch die Folgen der Erderwärmung als bedroht.
Und gerade die Wilhelma betont immer wieder, dass ihre Tiere auch Botschafter der bedrohten Rassen seien – so wie jüngst bei der Präsentation ihres Eisbärbabys. Dem stehen jedoch die finanziellen Interessen gegenüber: Seit Jahren bietet der Zoo Patenschaften für seine Pflanzen und Tiere an (siehe Preisliste). So gibt es die mongolische Rennmaus bereits zum Schnäppchenpreis von 50Euro pro Jahr – Urkunde und Führung inklusive. Wer einen Menschenaffen unterstützen will, zahlt stolze 4000 Euro.
Elefanten und Panzernashörner kosten ihre Fans als teuerste Tiere 5000 Euro. Im Jahr 2007 erlöste die Wilhelma mit den Tierpatenschaften rund 100.000 Euro – ein vergleichsweise bescheidener Betrag, der für den Zoo aber gerade deshalb so attraktiv ist, weil sich die jährlichen Zuschüsse des Landes dadurch nicht verringern. So finanzierte die Wilhelma mit diesen Sondereinnahmen bereits Umbauten an den Anlagen der Flamingos und der Zebramangusten. Ein Teil der Summe stammt von der Firma Nestle-Schöller, die für die Patenschaft an Wilbärs Papa Anton 3000 Euro pro Jahr bezahlt.
Für das umschwärmte Jungtier gelten andere Gesetze: „Bei so einem Ereignis wie bei Wilbär kann man nicht den Grundbetrag annehmen“, sagt Korherr, der auch an eine weitere Vermarktung des Medienstars denkt. Die Frischluftfreunde finden es unterdessen zynisch, dass ihnen die Wilhelma, „großzügig das Mitsteigern und Überbieten von 15.000 Euro anbietet“.
Wilbär zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten! Die Bürgerinitiative wollte es mit einer schlichten persönlichen Geste versuchen und Wilbär einen großen Eisblock mit Futter vorbeibringen.
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